Merkmale des Film noir, beeindruckende Musik und philosophische Fragen: „Blade Runner“ ist ein wahres Meisterwerk des Science-Fiction-Kinos. Erfahre mehr über den Kultfilm, dessen Romanvorlage und seine verschiedenen Versionen.

Do Androids dream of electric sheep? – Die Welt von „Blade Runner“

Was haben „The Big Lebowski“ (1998), „Fight Club“ (1999) und „Blade Runner“ (1982) gemeinsam? Alle Filme waren finanziell zunächst nicht erfolgreich und wurden kaum beachtet, doch nach einiger Zeit erreichten sie Kultstatus. Bei „Blade Runner“ dürfte unter anderem auch die Überarbeitung der ursprünglichen Version dazu beigetragen haben, dass seine Popularität stieg. 

Der dystopische Film basiert auf der 1968 erschienenen Romanvorlage „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ (im englischen Original: „Do Androids dream of electric sheep?“) des US-amerikanischen Autors Philip K. Dick. Roman wie Film erzählen die Geschichte des „Blade Runners“ Rick Deckard, der eine Art Kopfgeldjäger ist. 

Die Frage „Was macht einen Menschen zum Menschen?“ spielt sowohl im Film als auch in dessen Romanvorlage eine zentrale Rolle. Aber der Film lässt einige Inhalte aus. Im Unterschied zum Buch wird zum Beispiel nicht erklärt, wieso es zum Atomkrieg kam und die Natur zerstört ist. 

Futuristische Welt mit ungewöhnlichem Statussymbol

Falls du „Blade Runner“ noch nie oder aber vor längerer Zeit gesehen hast, hier eine kurze Zusammenfassung des Inhalts: Der ehemalige Polizist Rick Deckard, gespielt von Harrison Ford, ist 2019 in Los Angeles als „Blade Runner“ tätig. In dieser Rolle muss er die „Replikanten“, also die künstlich hergestellten Menschen, jagen und vernichten, wenn sie sich nicht an die Regeln halten. 

Mit einer Lebensdauer von vier Jahren wurden diese nur dafür geschaffen, den Menschen zu dienen. Als eine kleine Gruppe der „Replikanten“ aufbegehrt, wird Deckard bei der Suche nach ihnen plötzlich selbst zum Gejagten. 

Regisseur Ridley Scott zeigt dir in „Blade Runner“ eine futuristische Welt, in der es dunkel ist und ständig regnet. Die meisten Tiergattungen sind schon ausgestorben. Deswegen ist das Halten von Haustieren ein Statussymbol. Da sich nicht jeder ein Tier leisten kann, greifen viele auf eine elektrische Nachbildung als Weggefährten zurück. So hält auch Protagonist Rick Deckard ein elektrisches Schaf. Daher stammt auch der etwas sperrige Titel der Romanvorlage.

Von der „Workprint“-Fassung zum „Final Cut“

Das besondere an dem Film, der am 14. Oktober 1982 erstmals in deutschen Kinos zu sehen war: Er ist in insgesamt sieben Schnittfassungen erhältlich. Regisseur Ridley Scott hat bei einigen Überarbeitungen sogar den Schluss der Geschichte verändert.

Die „Workprint“-Fassung von 1982 wurde nur bei Testvorführungen gezeigt. Da sie jedoch viel negatives Feedback bekam, wurde sie nochmal überarbeitet. So entstand im selben Jahr die „San Diego Sneak Preview“-Fassung. Bis auf zwei, drei zusätzliche Szenen ist sie fast identisch mit der US-Kinofassung, die großflächig auf die Leinwand kam. 

Diese Version ist bei den Fans sehr bekannt, aber auch umstritten, denn Regisseur Ridley Scott legte auf Anweisung des Studios ein sogenanntes Voice-over über mehrere Szenen. Darin teilt „Replikanten“-Jäger Rick Deckard immer wieder seine Gedanken mit. Kritiker:innen empfinden dieses Stilmittel als überflüssig, da die Bilder schon alles erzählen, was die Zuschauer:innen wissen müssen. Selbst Schauspieler Harrison Ford soll laut dem Far Out Magazine Bedenken gehabt haben, als er die Textpassagen am Set einsprechen musste.

Offener Schluss statt Happy End

Die „internationale Kinofassung“, ebenfalls von 1982, enthält drei zusätzliche brutale Actionszenen. Für die „US-amerikanische TV-Fassung“ von 1986 wurden ein paar Gewalt- sowie Nacktszenen entfernt. Im „Director’s Cut“ von 1992 gibt es weder ein Voice-over noch ein Happy End. Die letzte Version, der „Final Cut“, wurde schließlich 2007 veröffentlicht. 

Das ist wohl die Version, die Regisseur Ridley Scott am besten gefällt, da er seiner Kreativität endlich freien Lauf lassen konnte. In den 117 Minuten Spielzeit ist auch eine vollständige Einhorn-Traumsequenz enthalten, die viele Fans mögen. Außerdem endet die dystopische Geschichte mit einem offenen Schluss anstatt mit dem zuvor gezeigten Happy End. 

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Schnittfassungen eignet sich „Blade Runner“ perfekt für einen Filmabend mit Freund:innen. Dann könnt ihr hinterher darüber diskutieren, welche Version für euch die gelungenste ist. 

Übrigens: Mit „Blade Runner 2049“ erschien 2017 die Fortsetzung. Während Denis Villeneuve Regie führte, und Ryan Gosling in der Hauptrolle zu sehen ist, spielte Harrison Ford erneut die Rolle des Rick Deckard. Regisseur Ridley Scott war ebenfalls mit von der Partie. Er war Executive Producer und wirkte auch an der Story mit.